Kernaussagen
Der komplexe physiologische Ablauf einer regelrechten Geburt beendet die Schwangerschaft.
Dabei prägen neben den Haupteinflussgrößen Kind, Geburtsweg und Geburtskräfte auch
Trends und gesellschaftliche Erwartungen das Geschehen im Kreißsaal. Damit steht das
geburtshilfliche Team vor der schwierigen Aufgabe, einerseits eine individuelle und
vertrauensvolle Atmosphäre herzustellen, die es dem Paar ermöglicht, die Geburt als
eigenen, aktiven und selbstbestimmten physiologischen Vorgang zu erfahren. Andererseits
soll aber auch ein hoher medizinischer Versorgungs- und Überwachungsstandard bestehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schmerztherapie, deren Notwendigkeit aufgrund
der individuell sehr unterschiedlichen Schmerztoleranz nur durch die Gebärende beurteilt
werden kann. Dabei ist die Analgesie bei frühzeitigem Beginn deutlich effektiver als
bei zögerlicher Steigerung der verschiedenen entspannenden oder schmerzlindernden
Verfahren (Geburtsposition etc.).
Der regelrechte Verlauf einer Entbindung unterteilt sich in die Abschnitte Eröffnungs-,
Austreibungs- und Nachgeburtsperiode. Hieran schließt sich nach erfolgter Geburt die
Postplazentarphase mit „Bonding” und der ersten Neugeborenenuntersuchung.
Hinsichtlich des Geburtsverlaufs bestimmt grundsätzlich das Gesetz des kleinsten Zwanges
das Geschehen. Neben der weiblichen Anatomie mit dem Geburtsweg aus knöchernem kleinem
Becken und Weichteilrohr kommt dabei auch dem kindlichen Kopf eine entscheidende geburtsmechanische
Bedeutung zu: Flexion, Rotation und Deflexion des Köpfchens erleichtern im Zusammenspiel
mit den Schädelknochen und verformbaren Weichteilen den Durchtritt durch den Geburtskanal.
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Dr. H. Abele
Leitender Oberarzt Perinatologie · Universitätsfrauenklinik Tübingen
Calwer Str. 7
72076 Tübingen
Email: harald.abele@med.uni-tuebingen.de